Mandalay und Monywa
- Daim
- 10. März 2019
- 5 Min. Lesezeit
By Tim
Als ob wir nach zwei unvergesslichen Sonnenaufgängen in Bagan noch nicht genug vom Frühaufstehen hätten, mussten wir fürs Boot nach Mandalay ein weiteres Mal vor Tagesanbruch aus den Federn. Das Boot fuhr pünktlich um 05:30 ab.

Nicht ganz vom gleichen Reiz, aber auch sehr schön war dann der Sonnenaufgang über dem Fluss, den wir nach einer Stunde Fahrt sehen konnten.
Ich konnte dann (zusammen mit ein paar lustigen Japanern, die ihre Schlafbrille verkehrt herum unter ihrer normalen Brille trugen) noch ein paar Stunden auf erstaunlich bequemen Sitzen im Unterdeck schlafen, während Dana auf dem Oberdeck der Sonne beim Hochklettern zusah. Die Sitze sahen übrigens aus als wären sie aus Rennautos geklaut worden.
Auf dem Boot befanden sich neben den lustigen Japanern auch ein 60-jähriges Paar, das ihrer Indiana Jones-Bekleidung nach zu urteilen das Gefühl hatte, Myanmar neu zu entdecken. (Zu ihrer Verteidigung: Es hat so wenige Touristen, dass man manchmal wirklich das Gefühl hat, man müsse Missionar spielen.)
Ausserdem wurde die Luft immer dann wenn es am ruhigsten war, von den hellsten A’s von allen Sprachen und Dialekten dieser Welt durchbrochen: Zwei junggebliebene Ostschweizerinnen...
Da bevorzugen wir dann doch die Leute auf der guten Seite des «Öpfelgrabens» so wie unsere welschen Freunde, die wir übrigens schon sehr vermissen…
Nein Spass, es ergab sich diesmal einfach nicht wirklich eine gute Möglichkeit für ein Schweizer-Meet-n-Greet.
Die Zeit verging sehr schnell und der Zmittag auf dem Boot war viel besser als erwartet.
Mandalay erreichten wir dann um 17 Uhr.
Dort fuhren wir zu unserem Hotel. Es war eine sehr positive Überraschung, denn es war extrem schön. Der Service war super und im Zimmer hatte es sogar aus Frotteetüchern gefaltete Schwäne. Man war aber auch froh um diesen Rückzugsort, denn Mandalay ist ansonsten wirklich keine schöne Stadt: Vor allem der laute, chaotische Verkehr nebst den hässlichen Fassaden und wenigen Essmöglichkeiten hinterliess bei uns diesen Eindruck.
Am nächsten Tag gingen wir in den Königspalast. Krass, dass dort bis vor etwa 100 Jahren wirklich noch ein König gelebt hat. Danach schlenderten wir durch den Markt, was allerdings aufgrund der vielen Motorräder nicht sehr gemütlich/entspannend war. Wir sahen aber trotzdem das gewaltige Ausmass des Markts und, wie das für uns schon fast normal ist, die kuriosesten Menschen und Aktivitäten…

Am Nachmittag gingen wir noch zur Mahamuni Pagoda (Achtung rutschig bei Regen) und nach Amarapura zur U-Bein-Bridge.
Am See wollte ich danach noch einen Tee trinken und zeigte mit dem Finger auf einen Pulverbeutel aus Alu. Der Inhalt war dann aber Milchpulver und irgendwelche Cerealien, sodass ich dann eher ein heisses Müsli namens «Calsomere» als einen Tee trank, aber es war trotzdem sehr gut.
Fürs Znacht hatte ich eine Region ausfindig gemacht, die etwas mehr Restaurants und Strassenstände hatte als die Umgebung unseres Hotels. Wir liessen uns dann bei einem Stand nieder, der Chapati anbot. Chapati haben noch nämlich schon mehrmals positiv überrascht - und dieses Mal erst recht:
Dana übernimmt:
"Der Stand war ganz einfach mit ein paar Töpfen vegetarischer Curries. Ausserdem regnete es ein bisschen und sie hatten gemütliche Planen über allem aufgestellt. Zudem fertigten sie die Chapati frisch an, man sah, wie der Teig zuerst ausgerollt und dann noch flach gedreht wurde und danach das Chapati «gebraten» wurde. So konnte man zwei Curries auswählen und dazu bekam man zwei frische und sehr heisse Chapati auf einem Teller. Das war wirklich das allerbeste Essen, das ich bisher in Myanmar hatte! Die Chapatis sind fantastisch und die Curries dazu einfach super. So musste ich dann natürlich gleich einen Pin auf Maps.Me erstellen, der diesen Ort anzeigt. Das Beste daran kommt aber noch: Wir bezahlten gemeinsam 1 CHF für das ganze Abendessen, so günstig wie noch nie!"

Am nächsten Tag zogen wir weiter nach Monywa. Der Minivan, wahlweise auch als «Mimivan» oder «Minvan» angepriesen, war zwar recht günstig, aber hatte so seine Tücken:
Zuerst sassen wir allein in dem Bus, der für etwa 12 Leute konzipiert war und es war eigentlich ganz in Ordnung. Als der Bus dann pünktlich losfuhr, stellten wir uns also auf eine ruhige Fahrt ein.
Bei den 3 Chauffeuren war aber schon da Hektik los: Jedes Mal, wenn der Bus langsamer als 10 km/h fahren musste wegen Kreuzungen etc., wurde die Schiebetür aufgerissen und eine Fahrt nach Monywa angepriesen. Prompt verirrte sich ein einzelner Burmese, der offenbar sonst noch nichts für den Tag geplant hatte auf den Rücksitz des Vans. Auch danach hielt der Van bei allen möglichen Cafés an und fragte die Leute, ob sie nicht mitkommen wollten.
Kurz danach hielten wir noch bei einem Hotel und luden zwei extrem spezielle Deutsche ein, die während der gesamten Fahrt kein Wort sagten.
Zu fünft liess es sich eigentlich ganz gut leben und da in den nächsten Minuten alle Versuche, weitere Passagiere zu gewinnen erfolglos blieben, rechneten wir uns gute Chancen aus, dass das so bleiben würde.
Doch je mehr wir uns dem Stadtrand näherten, desto mehr Leute stiegen ein. Teils fast widerwillig, teils ihren Kollegen telefonierend, um mitzuteilen, dass man spontan nach Monywa geht, aber niemand sah so aus, als ob er auf den Van gewartet hat, doch man stieg zu mit dem, was man gerade dabeihatte und setzte sich zur Not auch auf die Plastikhocker im Gang zwischen den Sitzen.
Um Platz zu machen blieb einer der drei Chauffeure in Mandalay und einer ging aufs Dach – logisch oder!

So waren dann insgesamt 23 Leute im/auf dem Van, die sich wahrscheinlich alle irgendwie gegenseitig berührten.
Die Fahrt war dann aber eigentlich voll aushaltbar, viele fuhren auch nur bis in die Hälfte mit und so gab es dann wertvollen Platz.
Im Hotel angekommen, empfahl uns der Rezeptionist, die Pagode mit den 500'000 Buddhas, sowie das Riesen-Duo aus stehendem und liegendem Buddha noch am Abend zu besuchen.
Also mieteten wir ein Motorrad und fuhren dort hin. Die Bilder sprechen für sich:
Ich wage zu behaupten, dass der stehende Buddha das imposanteste Bauwerk war, das ich je gesehen habe. Wahnsinn! Und irgendwie habe sie es fertig gebracht, dass das Gesicht sowohl von weitem als auch von direkt unter der Statue natürlich aussieht. Der Buddha schaut einem sogar an!
Znacht assen wir dann im lokalen Nightmarket.
In ganz Monywa haben wir keinen Touristen gesehen, auch nicht am Nightmarket…
Zurück im Hotel bestellten wir uns noch eine Fruit-Platter aufs Zimmer, da man pro Tag in unserem Hotel einen Coupon im Wert von rund 3 Franken für Gratis-Essen aus dem Hotel-Restaurant zugute hat.
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Motorbike zu den Po Win Daung Caves. Es sind nicht wirkliche Höhlen, sondern mehr in Stein gehauene Vertiefungen, die per Steintreppe zu erreichen sind. In jeder dieser Vertiefungen hat es irgendein Buddha, oftmals auch Wandmalereien.
Danach fuhren wir zum Shwe Ba Hill. Auch dort hat es künstliche Höhlen (aber grössere) im Hügel, die man sieht während man durch Gräben läuft, die den Hügel durchziehen. Ausserdem hat es einen Riesen-Elefant, der zum Fotoshooting einlädt.

Wir gönnten uns dort ein paar Reischips, Fanta und Cola. Dann fuhren wir zurück nach Mandalay und machten uns einen gemütlichen Nachmittag mit Tee im Hotelzimmer.
Nach dem Znacht bestellten wir uns natürlich wieder etwas aufs Zimmer: Chips, die wir während einer Folge Blacklist assen.
Als Dana die Bestellung durchs Telefon gab, fragte die Dame nur aus Höflichkeit nochmal nach:
«Your room number is 307, right?»
Offenbar waren wir schon im ganzen Hotel bekannt :D
Naja, wenn man diese Coupons schon hat, kann man sie ja auch loswerden.
Am Schluss wollte der Chef der Rezeption, wie fast alle Burmesen, auch noch ein Foto mit uns machen.
Zurück nach Mandalay reisten wir übrigens mit einem bequemeren Shuttlebus, der sogar noch einen kleinen Fernseher hatte, auf dem man ein Konzert mitsehen konnte.
Comments