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Phong Nha

  • Autorenbild: Daim
    Daim
  • 22. Apr. 2019
  • 6 Min. Lesezeit

Wir kamen also frühmorgens in Phong Nha an, aber hatten im Nachtbus zum Glück genug Schlaf bekommen, dass wir fit für einen wunderschönen Tag waren.

Phong Nha ist ein weltweit einzigartiges Gebiet, was Höhlen betrifft.

Es ist der Heimatort von über 300 riesiges Höhlen, darunter die allergrösste der Welt (Soon Dong Cave)


Für uns war klar, dass wir uns nicht damit zufriedengeben würden, nur die kleinen und touristischen Höhlen zu besuchen. Man ist nur einmal in einem Gebiet wie diesem. Die grösste Höhle war dann aber doch zu viel des Guten, da man sie nur nach einem Training und mit viel Geld besichtigen kann. Auch die drittgrösste Höhle (Hang En) ist in Phong Nha und war ursprünglich unser Objekt der Begierde. Sie war aber schon ausgebucht und wir entschieden uns stattdessen für die viertgrösste Höhle der Welt namens Hang Pygmy. Auf Zuraten einen Expats aus Australien, der dort lebt, nahmen wir den nötigen Batzen in die Hand und buchten die Tour für den nächsten Tag.


Es war das Geld so was von wert, denn ich würde behaupten, dass es die «krasseste» Erfahrung war, die ich je hatte und vielleicht, die ich je haben werde…


Aber zuerst hatten wir noch einen Tag, um Phong Nha auf eigene Faust zu erkunden, bevor dann die Tour am nächsten Tag startete. Am Morgen hüpften wir auf ein Touristenboot, das uns in die berühmteste und geschichtsträchtigste Höhle in Phong Nha fuhr. Ihr Name ist schlicht Phong Nha Cave. Während des Vietnamkriegs haben unzählige Vietnamesen jeweils am Tag in der riesigen Höhle gelebt und haben im Schutz der Nacht alle zerbombten Brücken und Strassen repariert – und das jahrelang. Irgendwann merkten die Amerikaner, wo sie sich am Tag verstecken und versuchten erfolglos, den massiven Eingang durch Bomben zum Einsturz zu bringen, was man heute noch an den Wänden sehen kann.



Es war spannend, sich das Leben der Vietnamesen im Krieg vorzustellen und insofern neu, als es die erste Höhle war, die wir zum Grossteil vom Boot aus erkundeten. Es hatte auch ein paar sehr faszinierende Tropfstein-Formationen. Die unglaubliche Grösse dieser Höhle liess uns erahnen, dass wir bald noch viel grössere Höhlen sehen werden…



Allerdings geht für mich immer die Magie verloren, wenn eine Höhle beleuchtet ist – und die Phong Nha Cave war sehr gut beleuchtet…

Nach dem Besuch dieser Höhle schnappten wir uns die kostenlosen Fahrräder, die unser Hostel namens «Easy Tiger» bereitstellte. Es war übrigens auch sonst das beste Hostel, in dem ich je gewesen bin. Es hatte 3 Billardtische, einen Tischtennistisch, einen Pool, Hängematten und ein cooles und günstiges integriertes Restaurant. Alle Wände waren mit modernen, farbigen Malereien verschönert und das Rezeptions-Team war zum ersten Mal in Südostasien so richtig kompetent :D.



Mit den Fahrrädern fuhren wir nun also in der Gegend herum und fühlten uns wieder, als würden wir zusammen in die Schule fahren. Wir machten Halt bei einem Restaurant namens Moi Moi, das wirklich irgendwo im Nirgendwo liegt! Rundum hat es nur Äcker und Wald.

Wir bestellten Fleisch, das in einem Bambus zubereitet wird und Peanut-Dumplings, die in Bananenblättern gekocht werden. Alles natürlich über offenem Feuer und von der englischen Karte verstand der 7-jährige-Kellner natürlich nichts :D.



Es dauerte zwar lange, aber war extrem frisch und fein und man unterstützte das kleine Familien-Business mitten im Busch gerne.

Wir fuhren mit unseren Velos weiter und bogen zum Glück irgendwo falsch ab, sodass wir in einem kleinen Dorf mit einer süssen Kirche landeten. Christentum ist in Vietnam immer noch sehr verbreitet und auch den Vietnamkrieg sieht man auf jeder Strasse, denn häufig benutzen die Vietnamesen ihren alten Militärhelm als Bike-Helm, oder einfach als Sonnenhut.



Das kleine Dorf war umgeben von Reisfeldern. Als wir wieder auf unsere Route zurückkehren wollten, winkten uns zwei Buben, die etwas unschlüssig ihren Fussball hin- und herkickten. Sie riefen und machten dabei noch ein herzigeres Gesicht als alle anderen Kinder, die uns jeweils zuwanken und wir zögerten nicht lange und gingen hin. Das Fussballspiel wurde richtig lustig und die Kulisse von uns vieren auf dem trockengelegten Reisfeld mit der gelben Kirche im Hintergrund war fabelhaft.






Irgendwann hatten wir dann aber zu heiss und wir mussten weiter zu irgendeiner Farm, wo man offenbar mit Enten spielen kann.



Die Buben tranken unsere Wasserflasche leer und wir verabschiedeten uns. Nur wenig später fanden wir tatsächlich einen Ort namens Duckstop, wo man für wenige Franken ein Getränk und Nüssli bekam, Duck-Leader wurde, eine Duck-Foot-Massage bekam und leckere vietnamesische Reispancakes bekam. Man hätte sogar einen Büffel namens Donald Trump reiten können :D


Was für ein Business! Offenbar gehörte diese Region in Phong Nha vor wenigen Jahrzehnten zu den ärmsten in Vietnam und jetzt hat es so coole Businesses dort :D

Die Tripadvisor-Bewertung von 5.0 hatten sie sich verdient. Absolut professionell wurden wir durchs Vergnügen geführt. Die Fussmassage, bei der die Enten Körner von unseren Füssen pickten war auf komische Art ähnlich zu dem Fisch-Fussmassage-Erlebnis in Chiang Mai und wir lachten mindestens genauso wie dort.








Am Abend hatten wir noch das Glück, einen perfekten Sonnenuntergang (und einen Waldbrand) von einem Ort namens Farmstay aus beobachten zu können.





Dieses gehörte zum «Easy Tiger» Hostel und wir konnten unsere Fahrräder dort lassen und einen gratis Shuttle zurück zum Hostel nehmen.

Am nächsten Tag werden die Fahrräder offenbar mit einem Lastwagen zurückgebracht.

Wieder einmal ein perfekter Reisetag!




Am nächsten Morgen ging es also los mit dem 2-Tages-Trek durch die Hang Over Cave und anschliessend durch die Hang Pygmy-Cave zu unserem Camp. Wir nahmen einen kleinen Rucksack und deponierten unseren grossen im EasyTiger Hostel.



Wir bekamen gute Schuhe bereitgestellt und auch sonstiges Equipment wie Helm, Stirnlampe und «Gstältli». Im Dschungel hatte es nicht wirklich einen Weg, sondern wir mussten uns häufig hindurchkämpfen.



Ein Zitat von mir an diesem Tag: «Ich han immer gmeint es het viel Insekte im Dschungel, aber ich bin falsch gsi; es het schlicht ALLI Insekte (womer sich irgendwie chan vorstlle).» Pink-schwarze Raupen, Orange Pilze, Neongrün-schwarze, weiss-blaue Schmetterlinge und so vieles mehr…





Unter anderem hatte es extrem viele Blutegel. Unser Mückenspray wirkte zwar nicht prophylaktisch gegen die Egel, aber damit konnte man sie mit einmal Sprühen schnell töten.



Nach dem leckeren Lunch (Sandwich) begann es zu richtig heftig zu regnen. Vor allem dann, als der Regen nach einer halben Stunde abklang wimmelte es nur so von Blutegeln.



Als wir dann aber in der Hang Over Cave ankamen war das alles vergessen. Meine Fotos zeigen die Grösse nicht und auch meine Worte bringen euch nicht wirklich viel. Es war einfach eine Ausdehnung im Berg von solchem Ausmass, dass der Dschungel mindestens hundert Meter in die Höhle hineinwachsen konnte. Unglaublich, dass sowas stabil ist.






Das Staunen ging dann weiter, als wir die Höhle erforschten. Es hatte wunderschöne Tropfsteine in allen möglichen Formen und Farben. Besonders beeindruckend war ein schneeweisser, glitzernder Stalagmit, der etwa die Form der Kuang Si Falls hatte (mehrere mit Wasser gefüllte Becken).





Bald öffnete sich die Höhle mehr und mehr, bis sie irgendwann so gross war, dass man in keiner Richtung mehr Wände erkennen konnte. Diese Sequenz war voller Magie, denn plötzlich fühlte man sich wie auf einer Mondexpedition unter offenem Himmel. Ich erwischte mich ein paarmal, wie ich nach Sternen Ausschau hielt :D.


Einmal kamen wir an einen Abgrund, der so tief war, dass man nicht hinuntersah und gemäss Aussage unseres Guides war auch noch niemand dort unten…




Ein wenig weiter bog unser Guide falsch ab und bemerkte es erst nach mehreren hundert Metern in einer weiteren «mondgrossen» Kammer.

Zum Glück fanden wir dann aber doch wieder den richtigen Weg und bald auch einen Ausgang. Auch dieser wäre eigentlich sehr gross, aber nach dem, was wir schon gesehen hatten, war es nicht der Ausgang an sich, der uns zum Staunen brachte, sondern der Ort wo er uns hinführte.




Wir standen nämlich in einem Kessel und es schien mir so, als wären rundum Karstberge. Auf jeden Fall mussten wir durch dieses Tal hindurch, da die Hang Pygmy Höhle auf der gegenüberliegenden Seite des Kessels ist. Dort angekommen hiess es erst einmal wieder Staunen, denn der Eingang war doppelt so breit wie der bei der Hang Over Cave. Keine Ahnung wie das möglich ist. Allerdings war er weniger hoch und dadurch etwas weniger beeindruckend.

Nachdem wir für die bevorstehenden Kletteraktionen instruiert wurden, liefen wir in einer Kolonne den Abhang hinunter in die Höhle. Wir kletterten auf riesigen Stalagmiten und rechts und links ging es wieder unsichtbar tief hinunter.





Die Hang Pygmy Höhle ist allerdings nicht so lang und daher ging es recht zügig bis wir sie durchquert hatten.


Ich staunte über die Vielzahl an Insekten und sonstigen Tieren, die in der kompletten Dunkelheit leben. Sie alle habe riesige Fühler und sind dafür blind :D



Auch sehr interessant (und erfrischend) war unser Bad in einem kleinen See mitten in der viertgrössten Höhle der Welt.


Dieser See ist nur wenige hundert Meter von unserem Camp entfernt, das im bisher beeindruckendsten Eingang, den wir je gesehen haben von unseren Guides aufgebaut worden ist. Besonders cool war es halt auch deswegen, weil wir aus der tiefen Dunkelheit der Höhle (nach Sonnenuntergang) den vergleichsweisen hellen Nachthimmel und unsere lang ersehnten Zelte erblickten. Ausserdem waren die Guides fleissig daran, unser Essen zuzubereiten. Es war ein regelrechtes Festmahl nach dieser strengen Wanderung!



Es ist übrigens erst seit Ende 2018 bekannt, dass dieser riesige Ausgang mit dem Eingang, den wir genommen haben, mit einmal Sprühen verbunden ist, weswegen erst sehr wenige Leute jemals dort campieren konnten.


Wir alle fielen dann müde ins Bett und wachten zu einer traumhaften Kulisse auf. Wir machten natürlich ausreichend Fotos vom vermutlich schönsten Höhleneingang der Welt. Die Vögel, die zu hunderten im Eingang umherflogen (da sie dort ihre Nester haben), verschönerten den Anblick natürlich noch mehr.





Die weissen Punkte sind Menschen

Ich mitten im riesigen Höhleneingang


Die Guides mussten nach dem Frühstück mit Banana Pancakes übrigens alles inklusive Bratpfannen und Gasherd abbauen und wieder mitnehmen! Sie trugen auch Wasser für uns und verdienen grosse Hochachtung, denn es ist wirklich keine leichte Wanderung, die sie da jeden Tag machen müssen.


 
 
 

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3 Comments


ekmosimann
ekmosimann
Apr 22, 2019

Die gefühlte Wucht eben kaum mitteilbar!

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ekmosimann
ekmosimann
Apr 22, 2019

Die gefühlte Wucht eben kaum mitteilbar !

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ekmosimann
ekmosimann
Apr 22, 2019

Sehr eindrücklich,danke für die umfassende Beschreibung!

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